Kultivierung von Adenium obesum (Wüstenrose) – Bilanz 2014

Ja, es gibt sie noch – Adenium obesum – die Pflanze, an der ich im letzten Jahr den sprichwörtlichen Narren gefressen habe. Wieso ich diese Art mittlerweile auf dem Blog so galant ignorierte, weiß ich selber nicht. Das Interessenfeld ist zwar in der letzten Zeit eindeutig in Richtung Sukkulenten gewandert, aber offensichtlich waren es die Kakteen, die Adenium im Bereich der Sukkulenten den Rang abliefen und sich in den Vordergrund mogelten. Doch die Tatsache, dass Adenium obesum auf dem Blog in Vergessenheit geriet, heißt noch lange nicht, dass auch meine Schützlinge dieser Gattung zu Stiefkindern geworden sind. Ganz im Gegenteil, wie man an meiner diesjährigen Aussaat sieht:

Seit dem die Nachttemperaturen irgendwann gegen Ende September langsam in den niedrigen Zehnerbereich sanken und die Feuchtigkeit weiterhin starke Präsenz zeigte, hielt ich es für angemessen, die ersten Sukkulenten ins Haus zu räumen. Denn gerade bei kühlen Temperaturen verbleibt das Wasser noch länger im Substrat und die Pflanzen können zu faulen beginnen. Bei wasserempfindlichen Sukkulenten ist der Grat zwischen Toleranz und absoluter Abneigung gegen diese Konstellation schnell überschritten und eh man sich versieht, bezahlt man zu spätes Einräumen bei zu feuchter Witterung nicht mit Frostschäden, aber dafür mit Fäulnis. Zwar waren meine Adenien auch über Sommer mehreren Platzregengüssen ausgesetzt, doch die konzentrierten Nachwehen eines halbstündigen Regengusses verdunsten im Hochsommer natürlich erheblich schneller, als die diffuse Nässe mehrere Nieselregentage bei 10°C im Herbst. Von daher ist letztere Konstellation angesichts der Feuchtigkeit natürlich äußerst kritisch für Sukkulenten. Im Umkehrschluss wären 10°C mit absolut trockener Witterung (und ausreichend Licht) allerdings optimale Überwinterungsbedingungen für die meisten Sukkulenten.

Da viele Pflanzenfreunde diese Bedingungen aber nicht erfüllen können, ist der ansich viel zu warme Wohnraum die einzige Option zur Überwinterung. Hier ist es sogar theoretisch möglich, die Pflanzen über Winter durch zu kultivieren, statt sie bei niedrigen Temperaturen in eine Art Winterschlaf zu schicken – entsprechendes Licht vorausgesetzt. Da auch dies nicht immer gegeben ist, werden die Pflanzen im Wohnraum in eine Art Halbschlaf verfallen. Sie verlieren zwar einen Großteil der Belaubung, wachsen aber dennoch weiter, was aufgrund des Lichtmangels allerdings zu typischem Geilwuchs führt, von dem auch einige meiner Adenien betroffen sind. Hier hilft nur ausreichend Licht (zur Not mit künstlicher Beleuchtung nachhelfen) oder den Wuchs akzeptieren und bei Bedarf im Folgejahr vorm Neuaustrieb einkürzen.

Meine Erfahrungen der letzten Überwinterung: Adenium obesum kann auch unter widrigen Überwinterungsumständen (Raumtemperatur, wenig Licht) durchaus die gewünschte Wachstumspause einlegen, doch lieber wächst es weiter. Was das Wachstum im Allgemeinen angeht, so kann ich bislang an jeder meiner rund ein dutzend Adenium Arten (wovon ich die meisten selbst säte), ganz individuelle Wachstumsweisen ausmachen. Die einen neigen dazu bei der kleinsten Abdunklung sofort zu spargeln (Geilwuchs aufgrund von Lichtmangel) andere bleiben von kleinauf gedrungen und wachsen generell nur sehr gemächlich. Analog dazu sind es meist die Spargeltarzane, die sich sehr ungern verzweigen, wohingegen die kleinwüchsigen Exemplare recht früh Seitentriebe bilden. Soviel zu meinen Erfahrungen aus der Adeniumkultivierung in der zweiten Saison.

Ein ganz passendes Beispiel dazu ist die Gegenüberstellung der diesjährigen Februarsaat zur Sommersaat aus dem Vorjahr. Hält man sich dies bildlich vor Augen, wird wahrscheinlich jeder behaupten, dass natürlich die Charge aus dem letzten Jahr hier in Sachen Wachstum die Nase vorn haben müsse. Doch weit gefehlt: Mittlerweile hat die diesjährige Februarcharge die Pflanzen des letzten Sommers mehr als nur subtil überholt. Einige der letztjährigen Pflanzen haben sich kaum verzweigt und generell kaum an Masse gewonnen. Man könnte gar von Stagnation sprechen, wohingegen die diesjährige Saat nach der Keimung direkt loslegte und durch den frühen Sommer profitierte, die älteren Pflanzen allerdings bekamen nach der Keimung den Herbst zu spüren. Allen Pflanzen kam die gleiche Pflege zu Teil, von daher nehme ich an, dass diese Wachstumsunterschiede a) sortenabhängig sind und b) mit dem Zeitpunkt der Keimung in Zusammenhang stehen.

Passend dazu auch der Vergleich mit der diesjährigen Februarsaat zur ersten Aussat des letzten Jahres, die ziemlich exakt ein Jahr zuvor keimte und mit ähnlichen Bedingungen in die Saison startete, wie die diesjährige Saat. Auch hier halte ich es für sortenbedingt, dass die Charge des letzten Jahres über ein Jahr brauchte, um sich zu verzweigen und bereits zum Sommer deutlich nach oben schoß. Analog dazu verzweigten sich viele der diesjährigen Pflanzen bereits unmittelbar nach der Keimung, wodurch sie nun deutlich kompakter sind, als die Pflanzen des letzten Jahres. Pflege und Standort waren in beiden Jahren identisch.

Der Fairness halber muss ich allerdings hinzufügen, dass ich alle Pflanzen übers Jahr verteilt tiefer setzte und die Caudexe somit unterirdisch liegen und auf den Fotos nicht sichtbar sind. Den Tipp habe ich vergangenes Jahr in einem Forum aufgeschnappt. Sinn der Sache ist hier die Tatsache, dass durchs Überdecken der Caudexe mit Substrat die Pflanze tatsächlich an diesen Stellen mehr Masse anlagert und man nach gewisser Zeit eine ordentliche Knolle ausbuddeln kann. Anfangs war ich skeptisch, doch diese Methode wirkt sogar schon bei frisch gekeimten Sämlingen. Häuft man also regelmäßig das Substrat an, wird man später durch einen ansehnlichen Caudex entlohnt.

Zusammenfassend:

Aussaat Frühjahr 2013 (Sorte: unbekannt)

  • schnelles Wachstum,
  • so gut wie keine Verzweigung,
  • Geilwuchs

Aussaat Spätsommer 2013 (Sorten: Tongdara, Lemon Pink, Blackmagic, Double Santa)

  • Langsames Wachstum
  • vereinzelt hohe Verzweigung
  • kompakter Wuchs,

Aussaat Frühjahr 2014 (Sorten: Super Yellow Maple, Super Yellow Leaf, Star of Top, Siam Jade Dragon, unbekannte Hybride)

  • schnelles Wachstum
  • hohe Verzweigungsfreudigkeit
  • kompakter Wuchs

Fazit:

Adenium obesum macht süchtig! Nächstes Jahr werde ich das „Wundermittel“ SuperThrive u.a. an Adenium obesum testen. Man hört und liest viele, nahezu unglaubliche Dinge über dieses Mittel in Verbindung mit A. obesum. Google liefert da recht eindrucksvolle Threads. Versuchen kann man es ja mal! ;-)

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