Die Anzucht meiner beiden Palmfarne (Cycas revoluta) beschrieb ich im letzten Jahr recht euphorisch, so stellte jeder Wachstumsfortschritt eine kleine Sensation dar. Palmfarne sind zwar keine Raritäten und man findet sie mittlerweile in jedem Blumenladen als Massenware. Doch wirklich interessant werden diese lebenden Fossilien, wenn man sie selbst aussät.
Die Pflanzen sind in allen Belangen eine Nummer für sich, was sich bereits bei der Anzucht bemerkbar macht. Angefangen bei einer Keimung, die mehrere Monate dauerte, zog sich dieses Tempo bis heute wie ein roter Faden durch die Entwicklung der beiden Sämlinge. Palmfarne sind nichts für Ungeduldige! Da braucht es schonmal ein Jahr, eh ein neuer Wedel entsteht.
Um so ärgerlicher ist es natürlich, wenn diese Pflanzen Schaden nehmen. In einer Masse an dutzenden, gar hunderten von Pflanzen kommt es schonmal vor, dass die ein oder anderen Exemplare verschwinden, verlegt werden oder in Vergessenheit geraten – insbesondere, wenn man sie im ganzen Garten verteilt. Meine beiden Palmfarne standen zwar nicht in der entlegensten Ecke (..da frage ich mich: wo sind eigentlich meine Granatapfeljungpflanzen hin?), aber dennoch schaffte ich es, diese beiden Exemplare zwischen all meinen diesjährigen Sukkulentenerrungenschaften, zu übersehen.
Als ich im Laufe der letzten Tage die ersten Pflanzen ins Haus holte, rückten auch die beiden Palmfarne wieder in meinen Blickwinkel. Beide Pflanzen standen wohl schon seit längerer Zeit in völlig durchnässtem Substrat. Während die eine Pflanze noch vital wirkte und ihre Wedel in einem satten grün erstrahlten, zeigte die andere Pflanze genau das Gegenteil. Ein Wedel war bereits völlig verblasst, der andere auf dem besten Wege, ebenfalls seine grüne Farbe abzulegen. Auch das Herz der Pflanze wirkte weich und alles andere als Vertrauenserweckend.
Nachdem das Substrat beider Pflanzen in den letzten Tagen auch im Haus nicht zuverlässig abtrocknete, entschied ich mich dazu, beide Pflanzen auszutopfen und in neues, trockenes und vor allem steriles Substrat zu setzen.
Eine gute Idee, wie sich später herausstellte. Wie zu erwarten, waren die Wurzeln der verkümmerten Pflanze bereits an einigen Stellen arg verfault. Angesichts des Gesamtzustandes hätte ich ich keine große Hoffnung mehr in diese Pflanze investiert, wären da nicht die feinen weißen Wurzelspitzen gewesen, die aus der Masse an totem Material herausstachen. Sorgfältig entfernte ich die toten Wurzeln und ließ die Wurzelnackte Pflanze einige Stunden an frischer Luft trocknen. Gleiches bei der vitalen Pflanze – auch wenn die Fäulnis hier nur minimal war. Doch auch hier war es die beste Option, das triefende Substrat zu entfernen. Längere Standzeit hätte wohl bei beiden Exemplaren zu weiteren Schäden geführt.
Als Substrat verwendete ich eine Mischung aus zwei Teilen Kokohum, einem Teil Vulkatec und einem Teil Anzuchterde. Da ich noch etwas Carnivorensubstrat zur Verfügung hatte, verwendete ich auch den Rest dieser Weißtorfmischung für das Palmfarnsubstrat. Alle Bestandteile wurden gut durchgemischt und anschließend insgesamr für rund 10 Minuten bei 1000W in die Mikrowelle gestellt. Durch die Hitze wurden Sporen und Bakterien hoffentlich erfolgreich abgetötet, so dass eventuelle Keime den Wunden an den Wurzeln keinen Schaden zufügen dürften.
In die ausgewaschenen Töpfe setzte ich eine Drainage aus 1,5cm Kies, welchen ich mit grobem Substrat auffüllte. Erst darauf kam die eben erwähnte Substratmischung, in die schließlich die wurzelnackten Pflanzen gesetzt wurden.
Auch wenn der bald einbrechende Winter sicherlich nicht die optimalste Zeit zum Umtopfen dieser Pflanzen ist, handelte es sich hierbei um eine Rettungsaktion zur Schadensbegrenzung, die dringend nötig war. Knapp zwei Tage später erschien heute an der vermeintlich toten Pflanze bereits das erste oberirdische Lebenszeichen: tief im Herzen der Pflanze lassen sich erste Anzeichen für einen neuen Wedel erblicken. Ein Lichtblick, der darauf hoffen lässt, dass die Pflanze sich hoffentlich bald wieder erholt.