Als hartgesottener Pflanzenenthusiast, hat man es heutzutage nicht immer leicht, mit neuen Kreationen der kreativen Köpfe des Pflanzenmarketings umzugehen. Nein, gemeint sind keine neuen Sorten und Kultivare, sondern die kitschgezierten Ergüsse mancher Produzenten, die es für nötig halten, den Pflanzenmarkt durch widernatürlich veränderte Pflanzen zu „bereichern“. Ich rede nicht von Bonsai oder Formgehölzen, die durch Formschnitte an die Bedürfnisse des Kunden angepasst sind und nach Regeln der Ästhetik in eine, der Natur widersprechende, Form gebracht wurden, sondern durch eine Form der Veränderung, die sich mit den Regeln der Pflanzenkultur in keinster Weise rational vereinbaren lässt.
Jeder kennt sie und sie spalten die Gemüter: gefärbte und beklebte Pflanzen, die irgendwie „niedlich“ oder zumindest „kaufenswert“ wirken sollen. Angefangen bei recht harmlosen Salixzweigen, die es zur Osterzeit in diversen Farben zu kaufen gibt, über beglitzerte Weihnachtssterne und Primeln, den allgegenwärtigen, weiß besprühten Tannen bis hin zu Kakteen mit ach so lustigen Wackelaugen, Bärten und Hüten. Von Callunen in grellen Farben ganz zu schweigen.
Während sich die moderaten Modifikationen, wie gefärbte Zweige, eher als Spielart der Floristik verstehen lassen, sind es vermenschlichte Kakteen und lackierte Sukkulenten, die im Gruselkabinett der Trashbotanik am meisten polarisieren.
Doch immer wenn man meint, es kann eigentlich gar nicht schlimmer kommen, wird man eines Besseren belehrt und stößt auf Dinge, die so absurd sind, dass man sich fragt, wozu das Ganze? Klar, die Frage mag naiv wirken, geht es hierbei lediglich um wirtschaftliche Faktoren. Konsum, Konsum, Konsum. Normale Pflanzen scheinen den Marketingabteilungen mancher Pflanzenproduzenten zu langweilig zu sein, also werden Pflanzen lackiert, mit Accessoires bespickt und als neue Innovationen auf den Markt gebracht – Scheinbar existiert ja ein Markt für sowas..
Der neueste Schrei sind Echeverien zum selbst bemalen. „Paint your Plant“ steht für Pflanzen, die individuell gestaltet werden können. Die Farbe liegt groteskerweise direkt bei und macht es dem Kunden einfach, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Wozu auch eine Leinwand oder einen Papierbogen nehmen, wenn man die Blätter einer Pflanze bemalen kann?
Über die Sinnhaftigkeit dieser Kreation lässt sich natürlich nur spekulieren.Wieder einmal werden Pflanzen zur absoluten Wegwerfdeko degradiert. Denn lang wird ein so behandeltes Gewächs sicher nicht überleben.
Gefunden hat dies Userin Vanessa Schymanski von den „Kakteen- und Sukkulentenfreunden„, die mir auch freundlicherweise das Bild zur Verfügung stellte.
Die nächste IPM wird sicherlich wieder einige Neuzugänge im besagten Gruselkabinett bereithalten. Was mag als Nächstes kommen?