Die Vermehrung von Arten der Gattung Passiflora gestaltet sich je nach Art sehr unterschiedlich. Die wohl bekannteste Art P. caerulea lässt sich sehr einfach in Wasser bewurzeln. Ein einfacher Weg, der binnen kurzer Zeit zu gut bewurzelten Stecklingen führt. Ähnliches gilt für die Art P. edulis, Maracuja. Doch nicht alle Arten lassen sich so einfach bewurzeln. Während einige in Wasser zuverlässsig und schnell Wurzeln treiben, bedeutet das Wasserbad für andere Arten den vorprogrammierten Tod auf Raten.
Als nach dem Rückschnitt meiner Exemplare von P. ligularis einiges an potentiellen Stecklingen übrig blieb, vertraute ich hier Anfangs auf die bewährte Wassermethode. Doch schnell merkte ich, dass die Stecklinge zwar neue Blätter austrieben, aber in Sachen Wurzeln reine Stagnation herrschte. Langsam aber sicher wurden die Stecklinge im oberen Bereich immer kräftiger, während der Bereich im Wasser nach und nach faulte. Versuch fehlgeschlagen.
In einer neuen Versuchsreihe versuchte ich die Stecklinge direkt in Substrat zu bewurzeln. Hierbei steckte ich die Stecklinge in feuchte Anzuchterde und wartete ab. Auch hier zeigte sich kein positives Ergebnis. Die Stecklinge begannen entweder einzutrocknen und verfaulten allsbald im unterirdischen Bereich völlig. Abhilfe schaffte hier ein Gefrierbeutel, den ich über den Topf stülpte. Das bewährte Prinzip des Treibhauses wurde hierbei immitiert. Der Beutel hielt die Luftfeuchtigkeit konstant und bescherte den Stecklingen eine homogene Atmosphäre.
Die Stecklinge blieben auch nach den ersten Tagen noch frisch und kräftig. Zudem trieben sie rasch erneut aus. Eh sich jedoch die ersten Wurzeln zeigten, vergingen etliche Wochen. Mit leichtem Zupfen prüfte ich, ob die Stecklinge bereits verwurzelt waren. Bei den Meisten war der Widerstand so hoch, dass ich auf weiteres Ziehen verzichtete. Ein erstes Indiz für eine erfolgreiche Bewurzelung. Einige Wochen später zeigten sich schließlich am Boden des Topfes die ersten Wurzelspitzen der P. ligularis Stecklinge.
An Stecklingen verwendete ich Kopf-, wie auch Teilstecklinge. Bei schnellwachsenden Rankern, wie der Passiflora, macht es allerdings mehr Sinn, Teilstecklinge zu verwenden und die neuen Triebe durch anfängliches Stutzen kompakt zu halten, eh sie in Töpfe gesetzt werden und dort nach herzenslust wuchen dürfen. Besonders anfällig sind die Stecklinge direkt nach dem Separieren, wenn ihnen die einst schützende Folie verwehrt bleibt und die Anpassung an das neue Klima erfolgt. Hängende Blätter und weiche Triebspitzen sind hierbei nicht zu vermeiden. Abhilfe schafft lediglich, die Umstellung so langsam und schonend wie möglich zu gestalten und die Stecklinge weiterhin unter Folie zu halten.