Bei Temperaturen von fast 20°C und strahlendem Sonnenschein, erwachte schließlich auch bei mir die Lust, den Garten aus seinem Winterschlaf zu erlösen und die Überreste des Winters zu Grabe zu tragen. Das Wetter stimmte, die Zeit war vorhanden – bingo, ab in den Garten!
Neben den alljährlichen Aufräumarbeiten und routinierten Rückschnitten an Weide, Schilf und co. war es diesmal auch an der Zeit zwei Bewohnern des Gartens besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen: dem Weinstock und dem Apfelbaum.
Rückschnitt am Weinstock
Der Weinstock steht seit rund 8 Jahren im Vorgarten und wucherte von Jahr zu Jahr, bis er im letzten Jahr schließlich seine Schlingen gen Dachrinne streckte und sich dort festkrallte. Der Rückschnitt gestaltete sich immer recht zaghaft und bestand lediglich daraus, während der Sommermonate neue Triebe zu entfernen, die den Weg zur Garage blockierten bzw. Richtung Fenster wuchsen. Einen Verjüngungsschnitt oder konsequentes Ausdünnen hat der Weinstock bis dato nicht erlebt, auch wenn dies dringend nötig war. Zwischenzeitlich nisteten schon die Amseln in den Wirren aus Weinlaub und Trauben und so führte dies dazu, dass der Rückschnitt abermals aufgeschoben wurde. Nachdem das Nest nun seit einem Jahr leerstand und die Triebe in ungeante Höhen vordrangen, entschloss ich mich heute, dem Weinstock mit der Schere zu Leibe zu rücken.
Was den Weinschnitt angeht, so begab ich mich in völliges Neuland und habe nach Gutdünken zuallererst tote Triebe herausgeschnitten. Schon allein dieser Schritt brachte einen ersten Hauch von Ordnung in das Wirrwarr. Als zweites kürzte ich die Triebe des Vorjahres soweit ein, dass lediglich wenige Nodien bestehen blieben. Hier sollen – wenn meine Planung aufgeht – in diesem Jahr die Trauben reifen. Schlussendlich schnitt ich weiteres Gehölz heraus und reduzierte den Weinstock auf mehrere alte, senkrechte Haupttriebe, einschließlich einiger Seitentriebe.
Der Rückschnitt erfolgte ganz getreu des Satzes, den man häufiger hört, wenn es um den Rückschnitt von Weinstöcken geht: „der größte Fehler beim Rückschnitt eines Weinstockes, ist nicht zu schneiden.„. Ob sich diese Weisheit nun bewahrheitet und mein Versuch des Verjüngungsschnitts Früchte trägt, wird sich hoffentlich bald zeigen. Wobei die Früchte dieser Sorte absolut kein Gaumenschmaus sind und eine ausbleibende Ernte zu verschmerzen wäre.
Rückschnitt am Apfelbaum
Eher spontan und ebenfalls relativ unbedacht, widmete ich mich im Anschluss dem Apfelbaum. Wer den Blog regelmäßig verfolgt, wird wissen, dass der Baum eines meiner Sorgenkinder ist. Zwar trägt er trotz seiner geringen Größe von knapp 2,5m jährlich circa 80-100 Äpfel der Sorte Cox Orange, doch wachsen die Hauptäste des Baumes seit einigen Jahren im 90° Winkel, wodurch die gesamte Form völlig aus den Fugen geriet. Die Ursachen dieses Missratenen Wuchses lassen sich leicht beim Namen nennen und beginnen bereits im ersten Erntejahr. Der Baum war anfangs sehr schmächtig und filigran und trug trotz dieser Eigenschaften im ersten Jahr für seine Verhältnisse viel zu viele Äpfel. Hier hätte man schon konsequent ausdünnen müssen, jedoch fehlte die Überwindung, dem jungen Baum zu Leibe zu rücken und so gaben die Äste unter dem Gewicht der Äpfel nach. Ein fataler Fehler, der über die Jahre zu einer Form führte, die man beim Menschen wahrscheinlich als schweren Haltungsschaden bezeichnen würde.
Letztendlich hatte der Baum keine eindeutige Spitze und die Hauptäste wuchsen nahezu waagerecht. Zudem bildeten sich in Bodennähe immer stärkere Äste. Die Optik war desolat und mehrfach überlegte ich, den Baum komplett zu entfernen. Der einzige Grund, auf die Abholzung bzw. den nötigen Rückschnitt zu verzichten, waren die Äpfel, die den unschönen Wuchs des Baumes gelungen kompensierten.
Jedoch packte mich heute der Elan und ich begann die Krone zu lichten. Dabei schnitt ich alle Äste heraus, die diagonal durch die Krone und zudem auch senkrecht wuchsen. Besonders viel erreichte ich dadurch nicht, da die missratene Form durch die völlig schiefe Grundform des Baumes vorgegeben war. Jedoch ließ ich mich dadurch nicht entmutigen und entfernte alles, was meiner Meinung zu viel vorhanden war. Schlussendlich erreichte ich eine – zumindest auf den Bildern ersichtliche – angenehme Y-Form, mit der man hoffentlich weiterarbeiten kann. Die Form des Baumes ist noch längst nicht gerettet. Als nächstes muss noch irgendetwas mit den krummen Hauptästen geschehen. Jetzt hat der Baum zwar immerhin eine angedeutete Krone, jedoch wächst diese im hinteren Bereich in die falsche Richtung.
Vorm Neuaustrieb werden hier allerdings keine weiteren Rückschnitte mehr angesetzt. Ersteinmal muss der Baum neue Triebe bilden, damit ich mir ein Gesamtbild der jetzigen Situation machen kann.
Schilfschnitt
Der letzte im Bunde der frisch Frisierten, war der Schilfhain, dessen Rückschnitt längst überfällig war. Für gewöhnlich schneide ich Halm für Halm mit der Rosenschere heraus, doch hatte ich diesmal nicht die Absicht, die Halme zu verwerten und so band ich das gesamte Bündel mit einem Spanngurt zusammen und schnitt mit der Elektroheckenschere galant durch die Halme. Der Spanngurt erwies sich als praktische Methode, um Verschmutzungen durch die papyrusartigen Blätter zu vermeiden. Das gesamte Bündel ließ sich dadurch gut Packen und mit eingen Beherzten Griffen kompakt zusammenstauchen.