Pilzkultur in der Wohnung: in 10 Tagen zu frischen Rosen-Seitlingen

Ist von Pilzkulturen in der Wohnung die Rede, mag man im ersten Augenblick an schlecht gelüftete, feuchte Räume denken, in denen sich Schimmel und co. eingenistet haben. Doch auch die Kultivierung von edlen Speisepilzen ist in der Wohnung möglich.

Feuchte, dunkle Gewölbe, wie sie beispielsweise aus der Champignonzucht bekannt sind, sind hierbei nicht erforderlich. Mittlerweile bieter der Einzelhandel auch hier Lösungen an, mit denen man binnen kürzester Zeit Erfolge erzielen und seine eigene Pilzernte genießen kann.

Die Pilzanzucht gestaltet sich im Vergleich zur Pflanzenanzucht relativ kompliziert. In der Natur vermehren sich Pilze über Sporen und unterirdische Ausläufer. Sie gedeihen unter anderem auf Totholz und anderen organischen Stoffen, welche sie zersetzen. Da Pilze jedoch weder Samen ausbilden, noch über Stecklinge vermehrt werden können, wird in der kommerziellen Pilzzucht das Kultursubstrat mit so genannter Pilzbrut (vermehrungsfähiges, vorkultiviertes Pilzgewebe) geimpft. Die Pilzbrut reift im Substrat zu mehr Myzelien (dem nicht-sichtbaren Teil des Pilzes) heran und treibt schließlich die begehrten Fruchtkörper aus. Ist das Substrat ersteinmal mit lebenden Myzelien besiedelt, können diese relativ lang am Leben erhalten werden und als Grundlage zur Vermehrung dienen.

Im Handel erhältliche Pilzanzuchtsets für den Heimgebrauch machen sich diese Eigenschaft zu Nutze und bestehen aus so geimpftem und mit Myzelien durchzogenem Substrat. Als Substrat kommt je nach Pilzart, neben Stroh, Sägemehl und Holzspänen, mitunter auch Kaffeesatz oder gar Baumstämme zum Einsatz. Durch Zugabe von Feuchtigkeit werden die Myzelien aktiviert und bilden in relativ kurzer Zeit Fruchtkörper aus.

Sicherlich ist der Trend zur eigenen Pilzkultur noch recht jung, doch verbirgt sich hier eine Menge Potential. Auch auf der diesjährigen Internationalen Pflanzenmesse zeichnete sich dieser Trend ab. Suchte man 2013 noch vergebens nach Pilzanzuchtsets für den Heimgebrauch, buhlten nun mehrere Aussteller um die Gunst der Besucher.

In Zeiten in denen Themen wie Selbstversorgung und DIY immer mehr an Popularität gewinnen, erscheint eines Tages sicherlich auch die Pilzkultivierung in der Wohnung so vertraut, wie das Gemüsebeet im Garten und der zwanglose Griff in den Apfelbaum.

Pilzpaket – Pilzkultur auf Kaffeesatz

Anbieter von Pilzanzuchtsets gibt es mittlerweile einige. Einen recht eigensinnigen, wenn gleich auch innovativen, Weg jedoch beschreitet Ralph Haydl aus Nürnberg mit seinem Startup „Pilzpaket“ und den gleichnamigen Pilzanzuchtsets. Dort gedeihen die Pilze ausschließlich auf recycletem Kaffeesatz aus Cafés und von anderen Partnern aus dem Raum Nürnberg.

Mit „Mainstreamware“ haben solche Anzuchtsets natürlich nichts gemeinsam. Nachhaltigkeit ist einer der Leitsätze von Pilzpaket und so zieht sich dieser rote Faden durch die gesamte Produktion der Pilzpakete. Selbst der Kaffeesatz wird auf umweltfreundlichem Wege mit dem Lastenfahrrad bei den Cafés abgeholt.

Das Sortiment besteht aus Rosenseitlingen, Austernseitlingen und Zitronenseitlingen, die im Pilzpaket herangezogen werden können. Rosenseitlinge sind es auch, die es von Ralph nun zum testen gab.

In 10 Tagen zur ersten eigenen Pilzernte

Das verspricht zumindest die Anleitung, die den Rosenseitlingen beilag. Bevor der Pilz jedoch wachsen darf, muss der Substratbeutel allerdings ersteinmal kreuzförmig aufgeschnitten werden und über Nacht im Wasser liegen. Die Sorge, dass sich hierbei das Kaffeesatzsubstrat auflösen könnte, ist unbegründet, da die Myzelien den sonst lockeren Kaffeesatz bereits komplett durchzogen haben, wodurch sich eine feste Masse ergibt.

Nach dem Wässern wird das Substrat wieder im Karton untergebracht und zwei Mal täglich befeuchtet. Die ersten Fruchtkörper zeigen sich bereits nach 5-6 Tagen. Von nun an geht alles recht schnell. Bereits nach 5 weiteren Tagen sind die Pilze erntereif und können mit einer Drehbewegung vom Substrat gelöst werden.

Die Myzelien leben so lange sie Nährstoffe und Feuchtigkeit bekommen – bei richtiger Pflege kann der Pilz Jahre alt werden und treibt immer wieder neue Fruchtkörper aus. Mit dem vorhandenen Kaffeesatzsubstrat lassen sich bis zu vier Ernten erzielen. Nach jeder Ernte gilt: wieder eine Nacht im Wasser belassen. Sind den Myzelien die Nährstoffe ausgegangen, zeigt sich dies in immer kleiner werdenden Fruchtkörpern. Mit frischem Kaffeesatz kann man den Pilz erneut reaktivieren. Auch kann man ihn auf diesem Wege in Töpfe Pflanzen und vermehren. Lediglich der Kaffeesatz sollte regelmäßig getauscht werden, damit die Myzelien ausreichend Nährstoffe erhalten.

Die Pilzkultur in der Wohnung ist eine sehr faszinierende Sache. Nicht nur Pilz- und Pflanzenfreunde kommen dabei auf ihre Kosten, sondern auch Kinder, denen es meist an Geduld mangelt, um über Monate auf eine reife Frucht zu warten, können bei der Pilzanzucht das Wachstum in Zeitraffer verfolgen. Anders als bei Pflanzen kann man hier binnen weniger Tage die Früchte des Wartens ernten und genießen.

Pilzkultivierung – der Selbstversuch

Da ich mit Pilzen – abgesehen von verschimmeltem Obst, Brot und Käse – bis dato rein gar keine Erfahrungen hatte und sich mein Wissen diesbezüglich aus Erinnerungsfetzen des Biounterrichts zusammensetzte, freute ich mich riesig, das Wachstum dieser edlen Speisepilze nun direkt beobachten zu können.

4. Februar 2015 – Voller Elan aktivierte ich das Pilzpaket sofort. Wie in der Anleitung beschrieben, öffnete ich Karton und Substrat und legte das Substrat über Nacht ins Wasser. Erst schien es sich nicht vollsaugen zu wollen, doch am nächsten Morgen zeigten sich bereits deutlich spür- und sichtbare Erhebungen und Verfärbungen auf der Oberfläche – erste kleine Rosenseitlinge! Nach dem Wasserbad wurde das feuchte Substrat wieder in den Karton gelegt und dort zweimal täglich mit der Blumenspritze befeuchtet.

7. Februar 2015 – Knapp drei Tage nach der „Aktivierung“ der Myzelien zeigte sich nun immer deutlicher, mit welch einem Elan sie an die Substratoberfläche treten und Fruchtkörper bilden wollen. Besonders Paket #2 explodierte förmlich durch das wuchernde Pilzgewebe. Mittlerweile hatte sich auch der Geruch des Substrates von einem muffigen Aroma mit einer Nuance Kaffeeduft in ein fruchtig-pilziges Aroma geändert. Der muffige Kaffeegeruch war vollends verschwunden.

9. Februar 2015 – Fünf Tage nach Beginn der Pilzkultivierung, zeigten sich heute deutlich die ersten Fruchtkörper. Was vorher nur Ansatzweise vorhanden war, nahm mittlerweile Form an: Die ersten Rosenseitlinge quollen aus dem Pilzpaket hervor. Der Satz, dass nach 5 Tagen erste erkennbare Fruchtkörper zu erkennen seien, wurde somit bestätigt.

10. Februar 2015 – Tag sechs der Pilzkultivierung brachte die Erkenntnis: Pilze wachsen schnell, sehr schnell. Gut – eigentlich wusste ich das auch schon vorher. Aber der heutige Zuwachs lag im Vergleich zum Vortag um nahezu 20mm.

11. Februar 2015 – Eine Woche Pilzkultur – ein Resümee in zwei Bildern:

12. Februar 2015 – so langsam geriet der Pilz aus der Form und begann zu wuchern. Grandios!

(Dieser Artikel wird ständig aktualisiert!)

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Offiziell müsste ich diesen Beitrag als „Sponsored Post“ bzw. „Werbung“ deklarieren, da die verwendeten Testprodukte kostenlos von Pilzpaket.de zur Verfügung gestellt wurden – danke dafür nochmal an Ralph! Ich finde aber, dass dieser Beitrag weit über Werbung hinaus geht und in erster Linie über das Thema „Pilzanzucht in der Wohnung“ informiert, von daher verzichte ich auf die Deklaration. Alle rechtlich relevanten Informationen wurden genannt.

5 Antworten zu “Pilzkultur in der Wohnung: in 10 Tagen zu frischen Rosen-Seitlingen

  1. Dieses Pilzpaket Rosensalbling ist super! Schon einmal geerntet und sie waren lecker! Sie sind schon wieder im Wachstum! Ich möchte nur wissen wie ich es dann mit dem Kaffeesatz mache für weitere Ernte! Meine Enkelin hat schon Bilder gepostet!

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    • Du hast es auf den Punkt gebracht. Im Vergleich zu manch einer zickigen Pflanze sind Pilze (zumindest Rosen-Seitlinge) wirklich simpel zu kultivieren.

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