Wie geplant nutzte ich im Anschluss an das toom Bloggerevent den Sonntag für ein wenig Sightseeing in Köln. Da der letzte Besuch der Stadt schon mehr als zehn Jahre zurück liegt, plante ich diesen Tag besonders akribisch. Schon im Vorfeld suchte ich mir zentrale Ausflugsziele in Innenstadtnähe heraus und hatte schlussendlich eine Liste mit vier möglichen Ausflugszielen:
- Turmbesteigung des Domes,
- Fahrt mit der Rheinseilbahn,
- Besuch der preußischen Festung Fort X
- und eine Exkursion in den botanischen Garten der Stadt Köln, der Flora.
Angesichts der Tatsache, dass ich recht spät erst aus dem Hotel auscheckte und die Zeit somit nicht mehr all zu großzügig bemessen war, reduzierte ich meine geplanten Aktivitäten lediglich auf einen Besuch der Flora und die Dombesteigung.
die Flora – der botanische Garten der Stadt Köln
Auch als nicht Ortskundiger gestaltet sich der Fußweg zum botanischen Garten recht einfach. Vom Hauptbahnhof führt der Weg entlang der Rheinpromenade ca. 1,5km bis zur Rheinseilbahn. Von dort sind es nur noch knapp 300m, vorbei am Kölner Zoo, bis zum Haupteingang des botanischen Gartens, welcher etwas versteckt in einer kleineren Seitenstraße liegt. Doch durch gute Beschilderung ist der Garten kaum zu übersehen.
Der botanische Garten der Stadt Köln ist einer der umfassendsten botanischen Gärten Deutschlands. Seine Wurzeln gehen zurück bis ins frühe 19. Jahrhundert, als der erste botanische Garten noch auf dem Gebiet des heutigen Hauptbahnhofes angesiedelt war. Im Zuge der Industrialisierung und des aufkommenden Eisenbahnverkehrs wich der botanische Garten im Jahre 1857 schließlich dem Kölner Hauptbahnhof. Einen Ersatz gab es vorerst nicht, bis sich im Jahre 1862 das „Comitée zum Bau eines botanischen Zier- und Lustgartens“ zusammenfand, aus dem sich schließlich die Flora AG entwickelte und die Planung des neuen botanischen Gartens, der Flora, ankurbelte. Bis zur Eröffnung des neuen botanischen Garten nach englischem Vorbild sollten noch zwei Jahre vergehen, eh 1864 die Flora feierlich der öffentlichkeit übergeben wurde. Im Jahre 1914 eröffnete direkt neben der alten Flora der neue botanische Garten. Beide Parks wurden schließlich 1920 zu einem Park zusammengefasst, so dass Flora und botanischer Garten heute eine Einheit bilden.
Auch heute noch zieht sich die klassische Gartenarchitektur wie ein roter Faden durch das Gesamtkomzept der Parkanlage. Durch die Symbiose zwischen Gartenarchitektur und Elementen wie Skulpturen, Laubengängen und Wasserkaskaden, trifft man im Park auf sämtliche Facetten des französischen Barocks, der italienischen Renaissance und des klassischen, englischen Landschaftsgartens. Zentraler Punkt der Flora ist die ehemalige Orangerie, die nach massiven Kriegsschäden zu einem Saalbau mit Gastronomie umgebaut wurde und im Eingangsbereich am Ende des französischen Parterre liegt. Nach einem weiteren Umbau im Jahre 2014 wurde das Gebäude aufgestockt und erhielt ein neues Dach, wodurch die ursprüngliche Architektur der Orangerie zumindest optisch wieder hergestellt wurde.
Insgesamt befinden sich in der Anlage über 10000 Pflanzenarten. Mehr als 60 Bäume sind aufgrund ihres Alters oder ihrer Größe als Naturdenkmäler gekennzeichnet und bilden die Basis des Arboretums. Unter ihnen sind Exemplare wie Blutbuche, kaukasische Flügelnuss, Mamutbaum, Ginkgo, ein Laubengang aus 135 Jahre alten Hainbuchen und eine Libanonzeder, die sicherlich zu den imposantesten Bäumen des Parks gehört.
Freunde exotischer Pflanzen kommen in den Schauhäusern auf ihre Kosten, welche grob nach Klimazonen geordnet sind. Darunter befinden sich zwei Tropenhäuser mit exotischen Genusspflanzen wie Papaya, Kaffee, Kakao, aber auch vielen Orchideen und Bromeliengewächsen wie Guzmanien und Tillandsien. Der Rundgang durch die Schauhäuser führt anschließend in das Sukkulentenhaus, das ebenfalls durch seine Artenvielfalt glänzt und eine umfangreiche Sammlung bietet an Exemplaren der Gattung Aloe, vielen caudexbildenden Arten, darunter ein riesiges Exemplar der Dioscorea elephantipes, die mit knapp 80cm im Durchmesser sicherlich zu den größten Schauexemplaren zählen mag, und einer Vielzahl an Mittagsblumen, Kakteen und Euphorbien. Etwas weiter abgelegen findet man das Subtropenhaus, das eine Umfangreiche Sammlung an Engelstrompeten, Passionsblumen, Baumfarnen aber auch Kamelien bietet.
Die Schauhäuser sind zwar nicht überragend groß, aber ein perfektes Beispiel dafür, dass auch auf kleinerer Fläche sehr viele Gattungen und Arten gezeigt werden können. Für mich waren überwiegend die Schauhäuser der Grund für den Besuch der Anlage. Besonders die Erwartungen an die Sukkulentenhalle wurden hoch angesetzt und nicht enttäuscht. Bereits an den Wegen vor den Schauhäusern wird man von Euphorbien und Aloen begrüßt, die sich so selbstverständlich ins Gesamtbild einfügen, wie Ilex, Rhodondendron und Bambus.
In der Flora scheint trotz des mittlerweile fortgeschrittenen Herbstes, immer noch Hochsommer zu herrschen. Viele exotische Pflanzen stehen noch in voller Blütenpracht und benetzen die Wege mit einem süßlichen Geruch. Besonders erwähnenswert sei hier der Brasiljasmin, der mit seinen purpurroten Blüten sämtliche Blicke auf sich zieht.
Ein weiteres botanisches Highlight des Parks ist die Palmenallee, die den Anspruch erhebt, Deutschlands erste und einzige ihrer Art zu sein. Bei den Pflanzen handelt es sich um Sämlinge einer, 1975 im Park gepflanzten, winterfesten chinesischen Hanfpalme. Die Palmenallee wurde im Jahre 2008 angelegt, als die Pflanzen bereits eine Höhe von 2,50m erreicht hatten.
Der Eintritt zum botanischen Garten ist frei. Geöffnet ist die Anlage täglich ab 8Uhr, bis zum Einbruch der Dunkelheit. Im Hochsommer maximal bis 21Uhr.
Auch wenn ich den Park durch den Zeitdruck im Eiltempo besuchen musste, konnte ich viele schöne botanische Details finden und fotografieren. Für mich persönlich ist diese Anlage einer der schönsten botanischen Gärten, die ich bislang besuchte. Was mir besonders gefällt ist die Tatsache, dass das Areal recht überschaubar ist, aber trotz der eher kleinen Fläche eine extrem hohe Pflanzendichte herrscht. Reine Parkflächen mit banaler Zierbepflanzung gibt es kaum. Hier passt alles ins Konzept und nahezu alles ist beschriftet und thematisch durchdacht. Ein Highlight für Detailliebhaber!
Pingback: Kamelienausstellung in der Flora, dem botanischen Garten Köln | Vegetation daheim·