Seit langer Zeit schon war mir die Krone meiner Birke ein Dorn im Auge. Spätestens als ein Seitentrieb immer kräftiger wurde und den Haupttrieb mittlerweile um einiges überragte, wurde mir klar, dass der nächste Schnitt an dieser Pflanze gravierender sein würde, als das dezente Zurückschneiden während der Vegetationsphase. Die Angst, den Baum komplett zu verschneiden hinderte mich zwar immer daran, mehr als die Spitzen und einjährigen Äste zu schneiden, doch bot sich jetzt quasi die letzte Gelegenheit, um diesen Eingriff noch vor dem Austrieb durchzuführen.
Das Kappen des Astes war ein recht kurzer Prozess, so simpel in der Ausführung, doch so langwierig in der Planung. Würde ich diesen Schnitt bereuen? wie könnten die weiteren Gestaltungen aussehen? Fragen, zu denen ich lange Zeit keine Antwort fand. Mitunter der Grund, weshalb ich mich immer mit der recht chaotischen Krone arrangierte und sie immer wieder aufs Neue akzeptierte, ohne wirklich Gefallen an ihr gefunden zu haben. Mehr oder weniger spontan und mit freiem Kopf, ohne diese quälenden Fragen vor Augen zu haben, setzte ich also die Schere an und entfernte den Ast bis auf einen ca. 1cm langen Stumpf, welchen ich mit dem Dremel herunterfräste und anschließend mit Wundverschlusspaste überdeckte. Das Ergebnis ist ein glatter Stamm, der – übersieht man die Wundverschlusspaste – nicht mehr darauf schließen lässt, dass sich dort ein dominanter Ast befand.
Das Ergebnis überzeugte mich sehr und so gelang es mir, aus groben Planungen ein neues Konzept für diese Pflanze zu bilden. Ziel ist es, den ehemaligen Haupttrieb, welcher lange Zeit durch den Seitentrieb überragt wurde und dadurch an Volumen und Stärke einbüßte, wieder zum dominierenden Haupttrieb des Baumes zu gestalten. Desweiteren wird ein Ast aufrecht gedrahtet, um daraus eine neue Spitze zu bilden. Weitere Äste werden ebenfalls durch entsprechende Drahtung in Form gebracht und umgeben den Stamm in Zukunft hoffentlich in regelmäßigen Abständen. Der Stamm ansich muss durch biegen und drahten „gestreckt“ werden, damit der recht eigenwillige Knick verschwindet und das ganze Erscheinungsbild des Baumes somit langsam aber sicher einer frei – bis gar streng – aufrechten Form entspricht.