Eigentlich wollte ich diesen Artikel lediglich meiner dreijährigen Jalapeñopflanze widmen, doch werde ich im Laufe des Artikels sicherlich in andere Themengefilde ausschweifen. Gesät im Februar 2011 (was ich damals sehr akribisch hier dokumentierte), blüht die Pflanze mittlerweile in der dritten Saison und trägt nach (hoffentlich) erfolgreicher Überwinterung auch wieder neue Früchte, während sich immer noch ein paar alte Schoten an der Pflanze befinden. Ein recht schöner Anblick, Knospen, Blüten, unreife Früchte, reife Früchte und überreife Früchte an einer Pflanze versammelt zu sehen. Doch handelt es sich bei dieser Pflanze quasi um die letzte ihrer Art. Selten erreichen Chilis bei mir die dritte Vegetationsphase, bzw. werden älter als zwei Jahre. Bis vor einigen Wochen befand sich noch eine weitere 2011er Jalapeño in meinem Besitz, doch segnete diese binnen kürzester Zeit, wie bislang alle meiner Chilipflanzen, völlig unerwartet das Zeitliche.
Ich beobachte es immer wieder aufs Neue, dass Paprika- und Chilipflanzen (sortenunabhängig) während der Überwinterung urplötzlich anfangen abzusterben. Dabei handelt es sich um augenscheinlich vitale Pflanzen, welche sonst keinerlei Schädigungen aufweisen. Die betroffenen Pflanzen sind ausnahmslos adulte Pflanzen, die bereits einen verholzten Stamm aufweisen, Blüten sowie Früchte trugen und mindestens eine Vegetationsphase erlebten.
Es beginnt mit kleinen braunen Stellen an den Blattspitzen und setzt sich in den Ästen fort. Betroffenes Gewebe wirkt anfangs matschig, später vertrocknet, und stirbt unwiderruflich ab, während andere Teile der selben Pflanze vorerst weiterhin vital erscheinen.
Da ein Rückschnitt des betroffenen Gewebes den Schaden nicht einzudämmen vermag, gehe ich von einer bakteriellen Infektion der Pflanzen aus. Der Rückschnitt wertet die Pflanze zwar für kurze Zeit optisch wieder auf, doch treten die Symptome unmittelbar danach an anderen Stellen der Pflanze erneut auf. Meist sogar an den bereits beschnittenen Ästen. Wie ein unaufhaltsames Lauffeuer frisst sich diese Nekrose durch die verbleibenden Pflanzenteile und erinnert entfernt an eine überreife Banane, welche zusehens brauner wird. Befallene Äste sind oft Hohl oder zeigen – sofern sie bereits verholzt sind – im Querschnitt braune Flecken im Stamminnern.
Seit Jahren schon beiße ich mir an diesen Vorkommnissen regelrecht die Zähne aus. Dabei traten diese bislang ausschließlich während der Überwinterung auf. Teilweise unmittelbar nach dem Einholen ins Haus, teilweise erst gegen Ende der Überwinterung, nachdem die Pflanzen bereits neu austrieben oder gar blühten. Ging ich Anfangs noch davon aus, dass bei Auftreten dieser Symptome lediglich das natürliche Ableben der Pflanzen einsetzte oder es sich um Pflegefehler handelte, bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher, dass es sich hierbei um eine bakterielle Infektion oder um einen Pilzbefall handeln muss. Pflegefehler kann ich als Verursacher mittlerweile ausschließen, da beispielsweise Wurzelfäule aufgrund zu hoher Wassergaben in keinem Falle zu erkennen war. Auch traten die Symptome unabhängig vom Standort, unter verschiedenen klimatischen Bedingungen (Licht, Temperatur), auf.
Recherchen zufolge, kämen hierbei allerdings zwei Hauptverdächtige in Betracht: die Fusariumswelke (Fusariose), welche durch eine Pilzinfektion mit verschiedenenen Pilzen der Art Fusarium oxysporum hervorgerufen wird, sowie eine bakterielle Infektion mit Pseudomonas solanacearum. Beide Infektionen werden u.a. durch verseuchte Erde, befallene Werkzeuge (beispielsweise Scheren) und befallene Pflanzgefäße hervorgerufen. Manchmal kann auch schon bereits infiziertes Saatgut die Ursache sein. Allerdings denke ich, dass sich dies dann unmittelbar nach der Keimung bzw. in einem jungen Stadium der Pflanze bemerkbar machen würde – es sei denn, der Erreger schlummert über Monate, gar Jahre in der Pflanze. Sofern dies möglich ist.
Insbesondere die Fusariose wird durch zu hohe Temperaturen in Kombination mit reichlichen Wassergaben begünstigt. Eben ein Milieu, das Pilze lieben. Was nun allerdings bereits zu hohe Temperaturen sind, geht aus keinen Quellen hervor. Sicherlich ist bei einem Befall auch schon Raumtemperatur als zu hoch anzusehen. Doch ist die Pflanze ersteinmal befallen, spielt dies sicherlich eh keine große Rolle mehr.
Der Einsatz von Fungiziden ist bei kleineren Pflanzenbeständen, wie sie im Hobbybereich zu finden sind, sicherlich alles andere als verhältnismäßig. Insbesondere, wenn sich die Pflanzen im Wohnraum befinden, ist der Einsatz von Chemie aus eigenem Interesse schon auf ein Minimum zu beschränken, am besten sogar völlig zu vermeiden. Die sicherste und einfachste Bekämpfung bedeutet in dem Falle die schnellstmöglichste Entsorgung der befallenen Pflanze(n) samt Substrat. Ich würde nun sogar soweit gehen, die Töpfe zu entsorgen, oder zumindest heiß zu spülen und wenn möglich zu desinfizieren. Letzteres im Idealfalle präventiv auch bei Scheren und anderen Werkzeugen, die mit den Pflanzen in Verbindung kamen. Prävention ist sicherlich das beste Mittel zur Schadensvermeidung.
Nun stelle ich mir die Frage, wieso dieses plötzliche Absterben mit den recht eindeutigen Symptomen bei mir bislang nur bei kräftigen, scheinbar gesunden Pflanzen vorkam.. Schlummern die Erreger bis zum Auftreten der Symptome bereits in den Pflanzen? Werden diese Krankheiten womöglich doch durch Pflegefehler initiiert? Gibt es auch bei Pflanzen eine Art Inkubationszeit bis zum Ausbruch der Infektion? Oder ist die These mit den Krankheiten völlig aus der Luft gegriffen und das Absterben ist ganz anderer Natur? Ich sehe, das Thema ist für mich noch nicht abgehakt und bietet noch jede Menge Stoff zum recherchieren. Zumal ähnliche Symptome auch hin und wieder an meinen Zitruspflanzen auftreten. Doch ist mir bislang noch keine Zitruspflanze an diesen Symptomen gestorben.
Weiterführende Links zum Thema:
Hallo Ben,
jetzt ist das Thema schon 4 Jahre her aber bei mir aktueller denn je – und du bist der erste der über solche Vorkommnisse berichtet. Ich habe -glaube ich dasselbe Problem. meine Chili sollte überwintern, hat im Sommer noch nicht geblüht, verliert vom Boden her alle ihre Blättererst werden sie Faul und gelb später werden sie trocken und fallen verkümmert ab. Staunässe ist nicht gegeben sie ist am Fenster in meinem Zimmer also auch relativ warm. Verrückterweise treibt sie unten wieder erneut aber der komplette Stamm ist mittlerweile blattlos. Das aller Charakteristischste ist jedoch der konsequente Abwurf von unten nach oben also ob die Pilze oder Bakterien wie du sie beschrieben hast von den Wurzeln nach oben Wandern. Dieser Prozess zieht sich jetzt schon 4 Monate hin und ich hoffe dass sie noch die Kurve kriegt sobald sie wieder raus darf. Hast du das Problem mittlerweile in den Griff bekommen?
beste Grüße Victor
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