Ich bin zwar normalerweise ein Mensch, der nicht schnell friert und warme Kleidung der Heizungsluft vorzieht. Aber bei knackigen -10°C Außentemperatur und lausigen 18°C Raumtemperatur überkam mich Anfang Februar doch die Idee, mal wieder die Fußbodenheizung anzuschmeißen. So weit so gut. Wohlig warme Raumluft und warme Füße waren ein Resultat, das mich dann doch zufriedenstellte.
Doch diese Seite wäre kein Pflanzenblog, wenn der Artikel nicht auf ein nachhaltigeres, pflanzenbezogenes Problem abzielen würde; dass warme, trockene Heizungsluft den Schädlingsbefall an Pflanzen begünstigt, hatte ich bedacht. Also präventiv die chemische Keule (Compo Axoris) aus dem Keller geholt, um jegliche Brutstätten von Spinnmilben, Blatt- und Schildläusen effektiv eindämmen zu können. Doch was ich nicht bedachte, waren die Eigenheitern einiger meiner Untermieter, speziell der Bonsais, welche kühl (und ja, da sind selbst die subjektiv als kalt empfundenen 18°C schon zu warm) überwintern müssen. Nach zwei Tagen des Heizens, die Raumtemperatur war mittlerweile auf 25°C gestiegen. Kam mir der Geistesblitz, die Gefährten, welche kühlere Gefilde der Überwinterung bevorzugen, doch eine Etage tiefer, ins nicht beheizte, mehr oder minder leerstehende, als Pflanzenzimmer genutzte Zimmer, zu stellen.
So weit die Theorie. Zwei Tage heizen, entsprechend warme Luft und dadurch nicht mehr bedachte, erhöhte Wasserverdunstung führten dazu, dass mein Gießrhythmus (2x wöchentlich) wohl nicht mehr ausreichte, um den erhöhten Wasserbedarf zu decken. Abgesehen davon war die Temperatur eh schon viel zu hoch für besagte Pflanzen. Das Resultat war erbärmlich, denn meine Schusseligkeit ließ die Bonsais augenscheinlich dahinraffen. Was ich auf dem Fensterbrett vorfand ähnelte nicht mehr im geringsten den vitalen Pflanzen, die sie zwei Tage zuvor noch darstellten. Der Junischnee roch nach Stroh und sah im Großen und Ganzen eher nach einem welken Blumenstrauß mit fortgeschrittenem Blattausfall aus. Ähnliches beim Buxus Harlandii: die Blätter zeigten unnatürlich nach oben und das satte Blattgrün wich einem schwammigeren hellgrün. Allerdings fühlten sich die Blätter zu diesem Zeitpunkt noch vital und ledern an.
Der Gau trat ein, ein Notfallplan musste her. Also die Pflanzen schleunigst in kühlere Gefilde verfrachtet und ordentlich gewässert. Mental hatte ich mich schon vom Junischnee verabschiedet gehabt. Doch grad er war es, der mich – entgegen der weitläufigen Meinungen – abermals mit enormem Überlebenswille begeisterte. Wenige Tage später verlor er einen Großteil der verdörtten Blätter und trieb rasch neu aus. Schadensbegrenzung „Projekt: Junischnee“ schien also erfolgreich angeschlagen zu sein. Enttäuschend hingegen Schadensbegrenzung „Projekt: Buxus harlandii“: Die Pflanze der beiden, der ich größere Überlebenschancen beimaß, verlor stetig an Vitalität. Nach mittlerweile drei vergangenen Wochen hat sich auch hier noch nichts getan. Selbst ein Trockenblumenstrauß wirkt lebendiger. Die Blätter sind mittlerweile spröde und jegliche Vitalität ist ihnen entwichen. Einzige Hoffnung: dass die Pflanze im Frühling eventuell nochmal austreibt. Wurzelwerk und Stämmchen scheinen noch recht vital zu sein. So schnell geb ich nicht auf.
Die Moral von der Geschicht‘: besser einmal zu oft, als einmal zu wenig nach den Pflanzen schauen. Insbesondere, wenn man durch Heizperioden ins unmittelbare Klima der Pflanzen eingreift. Ein kleiner Faktor mit durchaus weitreichenden Auswirkungen auf Wasserverbrauch, Schädlingsbefall und Vitalität. Dinge, die man recht schnell aus den Augen verliert.. Besser von vornerein einen Standort wählen, bei dem solch ein Fauxpas erst gar nicht eintreten kann.