Nicht aufgeben: Mangokern im Keimbeutel retten

Mangopflanze (ca. 2007)

erster Gehversuch mit einer selbstgezogenen Mangopflanze (ca. 2007, Pflanze ca. 6 Monate alt.)

Exotische Pflanzen mögen für manch einen sicherlich schon eine kleine Obsession darstellen. Oftmals führt dies dazu, dass man hin und wieder mit „Kernspenden“ als kleine Aufmerksamkeit bedacht wird. Für den einen Abfall, für den anderen Quell des Lebens und Ausgangspunkt vieler neuer Erfahrungen.  Übertriebener – aber sicherlich auch treffender – lässt sich das Gefühl wohl nicht darstellen, dass dem Pflanzenliebhaber widerfährt, wenn aus exotischen Kernen die ersten Keimlinge sprießen und sich im Laufe der Zeit aus Kernen von Mango, Avocado, Zitrone, Granatapfel, Maracuja und co. prächtige Pflanzen entwickeln.

Ich für meinen Teil freute mich neulich über einen prächtigen Mangokern, den mir meine Freundin aufbewahrte. In aller Euphorie habe ich das gute Stück natürlich gut und feucht im nächstbesten Gefrierbeutel eingepackt und für den Transport vorbereitet.

Es kam natürlich wie es kommen musste. Den einst noch so euphorisch empfangenen Mangokern vergaß ich in den Untiefen meines Rucksacks. Nahezu hermetisch verpackt, nahm auch meine Nase nichts von den Gärgerüchen wahr, die wohl im Innern des Beutels herrschen mussten. Der Rucksack, knapp zwei Wochen nicht gebraucht, verschwand in einer Ecke und so waren es meine Katzen, die eines Tages einen Gefrierbeutel mit einem grün-schwarzen Etwas im Innern herauszerrten. Der Groschen fiel natürlich schnell und mir war klar, dass es sich hierbei nur um den Mangokern handeln konnte, den ich vollends aus meinen Gehirnwindungen verdrängte. Peinlich!

Vorsichtig öffnete ich den Beutel im Waschbecken und befreite den, mittlerweile komplett mit Schimmel übersäten, Kern ersteinmal aus seinem Polyethylengefängnis. Mehr zufrieden als enttäuscht über meine Schusseligkeit, stellte ich fest, dass sich der Schimmel lediglich auf das Äußere konzentrierte. Behutsam öffnete ich diese Schale mit meinem ständigen Begleiter, dem Schweizermesser und fischte schließlich einen – mehr oder minder intakten und bereits gekeimten Mangokern heraus.

Auch hier war größte Vorsicht gefragt, da jegliches Gewebe entfernt werden musste, was anfällig für Schimmel gewesen wäre. Nach der Behandlung lag er in meiner Hand: der nackte Mangokern, dessen Erscheinung Cashewkernen nicht unähnlich war.

Den Kern konnte ich überwiegend von der fauligen, schwarzen Haut befreien. Bei der Wurzel half es, vorsichtig mit der Klinge entlang zu kratzen. Ob dies etwas bewirken sollte, oder die Wurzel bereits unwiderruflich beschädigt war, wusste ich nicht. Dadurch dass durchs Abkratzen allerdings frisches, weißes Gewebe zum Vorschein kam, war ich doch recht guter Dinge, diesem Kern Leben zu entlocken.

Da ich den Kern in diesem Zustand nicht in torfhaltiges Anzuchtsubstrat setzen wollte, entschied ich mich für die Keimbeutelmethode.

Hierbei wird das Saatgut mit mineralischem Substrat und entsprechender Feuchtigkeit in einen verschließbaren Clipbeutel gegeben und an einem warmen Ort aufbewahrt. Natürlich macht dies nur bei großen Samen Sinn, deren Volumen größer ist, als das eines einzelnen Substratkornes. Ein Mangokern ist somit der Idealkandidat hierfür.

Nach einer Woche auf dem – altuell nahezu permanent – beheizten Boden des Badezimmers, öffnete ich heute den Beutel für einen kleinen Gesundheitscheck des Kernes. Was mir zuerst negativ auffiel: die Wurzel war wieder schwarz geworden und nicht weiter gewachsen. Schade! Vorsichtig entfernte ich das restliche Substrat aus dem Beutel und legte den kompletten Kern frei. Hier dann die Überraschung: zwar war die Wurzelspitze nicht weitergewachsen, doch zeigte sich eine neue Spitze, die aus dem Kern sproß und einige kleinere Wurzeln, die aus der – wohl abgestorbenen – Wurzel emporwuchsen.

Nach zufriedenstellender Begutachtung wanderte der Kern in einen größeren Clipbeutel, welcher ebenfalls mit mineralischen Substrat aufgefüllt wurde. Befeuchtet wurde das Substrat allerdings nur minimal, da die Fäulnisgefahr doch recht hoch ist. Sobald sich ein erster Trieb bildet und die Wurzeln entsprechend kräftig sind, wird der Kern in humushaltiges Substrat gesetzt.

Noch ist der Kern jedoch nicht außer Lebensgefahr und wird noch einige Zeit in seiner kleinen Intensivstation verweilen müssen. Die schwarze Wurzelspitze ist in diesem Kontext nicht unbedingt verheißungsvoll. Auch überlege ich, hier mit Phytohormonen auf die Sprünge zu helfen und Starthilfe zu geben. Doch erstmal soll sich der Kern aus eigenen Kräften entwickeln.

Nachtrag (09. März 2015):

Meine Geduld hielt nicht all zu lang und so schaute ich nach wenigen Tagen erneut in den Keimbeutel. Dabei stellte ich fest, dass die Wurzeln ordentlich zulegten und die vermeintliche Wurzelspitze bereits ein erster Trieb war, an dem sich bei genauerem Hinsehen erste Anlagen für Blätter zeigten. Wie vorgenommen, wanderte der Kern in diesem Zustand in Erde. Ich verwendete dabei Einheitserde, die laut Recherchen wohl gute Dienste bei Mangos erweisen soll. Die Pflanztiefe des Kerns lag bei circa 1,5cm.

 

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10 Antworten zu “Nicht aufgeben: Mangokern im Keimbeutel retten

  1. Hallo Leute ich bin etwas verunsichert meine Mango keimt zwar aber es kommen einfach keine Wurzeln ( hab sie schon seit drei Wochen im einem Taschentuch) was kann ich tun ?

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    • Haha, danke! Daumen Drücken half! Es bildet sich nun ein kleiner Trieb mit ersten Anzeichen für Blättchen. Der Kern ist nun umgezogen und darf in Erde weiter wachsen.

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  2. Warum hast du dir nicht einfach eine Mango gekauft? Hättest du deiner Liebsten ein feines Dessert mit kredenzen können und ihr dann gestehen, dass dir ihr Kern vergammelt ist. Feuchtes Küchenpapier und Frischhaltefolie tuen übrigens auch ihren Dienst. ;-)

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  3. Hallo Ben, Du schreibst zu meinem Thema, habe insgesamt schon 4 Kerne eingebuddelt, an Fleißigkeit mangelt es mir da nicht, und bin ganz gespannt am Warten und hoffe, auch ein Bäumchen zu haben, wie abgebildet am Anfang des Beitrages.

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      • Hallo ben, jetzt habe ich Erfolg mit 2 Kernen, 2 sind gekeimt und stehen unter genauer Beobachtung, ich häufele noch Erde über den Kern der im Moment noch freiliegt, vielleicht ist das dann besser für den Keimling gut eingepackt zu sein. Ansonsten würde ich mich riesig freuen, auch eine solche Mango Pflanze ranzüchten zu können, wie Du oben abgebildet hast.

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  4. Alles Gute für die Mango:)
    Die Idee mit dem Keimbeutel gefällt mir gut.
    Als Rettungsanker perfekt aber auch zum Keimen erscheint mir die Methode äußerst praktisch und ich möchte sie gleich heute anwenden und ausprobieren. Zufällig habe ich nämlich gestern eine Handvoll verschiedener Bohnensamen Sorten geschenkt bekommen.
    Alles in einer Hand.

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