Die Yuccapalme und andere Irrtümer aus der Pflanzenwelt

Geht es um die Bezeichnung von Pflanzen, finden sich im allgemeinen Sprachgebrauch oftmals irreführende und missverständliche Namen, die sich umgangssprachlich etabliert haben, oder mitunter auch aus den deutschen Trivialnamen resultieren. Dies führt jedoch aus botanischer- bzw. gärtnerischer Sicht oftmals zu Verwirrungen. Kommen zudem noch mehrere verschiedene Trivialnamen für ein und sie selbe Pflanze ins Spiel, ist das Chaos perfekt. Ein Grund, der für die Aneignung und Verwendung der botanischen Namen spricht.

Doch nicht nur Pflanzennamen führen zu Verwirrungen. Die Bandbreite an mittlerweile geläufigen Missverständnissen, hartnäckigen Verwechselungen aber auch absichtlichen Irreführungen zieht sich durch den gesamten gärtnerischen- und botanischen Bereich. Klassiker aus diesen Metier sind Bonsaisamen, welche der Einzelhandel an den Kunden bringen möchte, aber auch die Verwendung der Worte züchten und kultivieren, die trotz verschiedener Bedeutungen oftmals je nach Gusto verwendet werden.

Mit diesem Beitrag möchte ich ein wenig Licht in die prominentesten Irrtümer, Missverständnisse und Irreführungen der Pflanzenwelt bringen und für Er- und Aufklärung sorgen.

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Yucca und Spargel – enger Verwandt, als man glauben mag.

 

Yuccapalme – Der wohl verbreiteste Irrtum, der immer wieder hartnäckig auftritt und teils vehement verteidigt wird, findet sich bei der Yucca, die umgangssprachlich oft als Yuccapalme bezeichnet wird. Mit den Palmen ist die aus Mexico und Nordamerika stammende Pflanze allerdings nicht verwandt. Interessanter ist jedoch die Zugehörigkeit zu der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae), womit die Yucca tatsächlich ein entfernter Verwandter des Spargels ist, der im Frühsommer als Delikatesse auf vielen Tellern landet.

Ein weiterer irreführender Name für die Yucca ist Palmlilie. Auch dieser Trivialname basiert lediglich auf optischen Eigenschaften der Yucca. Womit der palmenähnliche Schopf und die lilienartigen Blüten gemeint wären.

Glücksbambus – Unter dem Kunstbegriff „Glücksbambus“ (lucky bamboo) findet man seit einigen Jahren im Einzelhandel kahle Stämmchen, mit spärlichem Schopf, die in Wasser gehalten werden. Auch wenn die Stämme der Pflanze durch ihre Segmentierung an Bambus erinnern, besteht hier absolut keine botanische Verwandschaft zum selbigen.

Ähnlich wie bei der Yucca, handelt es sich beim Glücksbambus ebenfalls um ein Spargelgewächs. Genauer gesagt um Dracaena Sanderiana – einem Drachenbaum. Bei den angebotenen Exemplaren handelt es sich de facto um mehr oder minder bewurzelte Stecklinge, die jederzeit in Erde gesetzt werden können.

Bananenbaum – Die Banane, mit ihren gleichnamigen Früchten, ist ein zuweilen imposantes Gewächs und erinnert durch ihre Optik an einen Baum. Augenscheinlich ist ein Stamm vorhanden, aus dem eine Krone emporwächst. Demnach liegt es oftmals nahe, hier umgangssprachlich von einem Bananenbaum zu sprechen.

Jedoch zeichnet Bäume aus, dass sie einen verholzten Stamm besitzen. Bei einer Banane ist dies nicht der Fall. Der Botaniker spricht hierbei von einem Scheinstamm, der lediglich aus krautigen, eng überlappenden Blättern besteht. Die Banane ist somit eine Staude, die ganz ähnlich wie allseits bekannte Gartenstauden mehrjährig-ausdauernd wächst und bei Verlust der oberirdischen Pflanzenteile aus unterirdischen Rhizomen neu austreiben kann.

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Neben den – sei es durch Unwissenheit oder Marketingstrategien – umgangssprachlich etablierten, falschen Bezeichnungen gibt es zudem allerdings auch Trivialnamen, deren Wahl bei genauem Hinsehen oftmals widersprüchlicher Natur ist. Um einige Beispiele zu nennen:

Bogenhanf – Wie kann es anders sein. Der leicht sukkulente Bogenhanf (Sansevieria) gehört trotz seiner deutschen Bezeichnung natürlich nicht zu den Hanfgewächsen (Cannabaceae). Auch hier ist wieder ein Vertreter der Spargelgewächse gemeint, dessen botanische Verwandschaft im Bereich der Gattung Dracaena zu suchen ist. Weitere Trivialnamen wie Schwiegermutterzunge klingen zwar phantasievoller, leiten aber nicht in die Irre.

Jedoch lassen sich aus einigen Arten hochwertige Fasern gewinnen (vgl: Peter A. Mansfeld „Hugo Baum: Die Lebensgeschichte eines deutschen Botanikers“, S. 36, ISBN: 978-3844814637), die u.A. für die Herstellung von Tauwerk verwendet werden.

Erdnuss *) – Die Erdnuss ist eine Nuss, schließlich gibt es sie zur Weihnachtszeit neben Walnüssen, Haselnüssen, Pekanüssen und anderen Nüssen im der Obst- und Gemüseabteilung der Supermärkte. Stimmt? Stimmt nicht. Auch hier stimmt der geläufige Name der Frucht nicht mit ihrem botanischen Hintergrund überein.

Im Vergleich zu den „echten Nüssen“, wie den eben genannten, ist die Erdnuss jedoch eine Hülsenfrucht und somit eng mit Bohne, Erbse und co. verwandt. Betrachtet man den englischen Namen „peanut“ (pea = Erbse, nut = Nuss), wird die Nähe zu den Hülsenfrüchtlern eher verständlich.

Erdbeere *) – Nuss oder nicht Nuss, das ist hier die Frage! In diesem Kontext fällt ein Name, den manch einer rein gar nicht erwarten würde: die Erdbeere. Ganz ähnlich wie bei der Erdnuss, führt auch hier der Name vollends in die Irre. Bei der Erdbeere handelt es sich im botanischen Sinne nämlich um keine Beerenfrucht, sondern um eine so genannte Sammelnussfrucht.

Bei Sammelnussfrüchten sind kleine Nüsse von Fruchtfleisch *) umgeben. Diese Nüsse innerhalb der Erdbeere ausfindig zu machen, dürfte nicht schwer fallen: Wer kennt sie nicht, die kleinen, vermeintlichen Kerne, die nach dem Genuss von Erdbeeren oftmals in den Zähnen knirschen..

*) Die vereinfachte Beschreibung entspricht nicht ganz der fachlich korrekten Auslegung dieser Thematik. Wer’s genauer wissen möchte, schaut bitte hier.

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Osterkaktus in voller Pracht

 

Zudem haben sich oftmals auch Verwechslungen und Missverständnisse im umgangssprachlichen Gebrauch etabliert, die für viele zwar irrelevant erscheinen, jedoch meist völlig verschiedene Bedeutungen haben.

Weihnachtskaktus & Osterkaktus – Zwei völlig verschiedene Pflanzen, die oftmals gern als ein und die selbe tituliert werden. Während beim Weihnachtskaktus von der Gattung Schlumbergera die Rede ist, welche – wie der Name schon sagt – im Winter blüht, handelt es sich beim Osterkaktus um Pflanzen der Gattung Rhipsalidopdis (ehemals Hatiora). Jedoch gehören beide Gattungen der Familie der Rhipsalideae an, womit sich der recht ähnliche Habitus erklären lässt. Bei beiden handelt es sich um epiphytische Blattkakteen mit gegliederter Struktur und sehr farbenfrohen Blüten.

Sukkulenten – Vielfach ist bei Sukkulenten von exotischen Wüstenpflanzen die Rede. Dabei gibt es die Sukkulenten als Pflanzenfamilie im botanischen Sinne gar nicht. Mit sukkulent (als Adjektiv) ist lediglich eine Eigenschaft von verschiedensten Pflanzen gemeint. Allen sukkulenten Pflanzen ist gemein, dass sie Wasser in verschiedensten Pflanzenteilen einlagern können und in Trockenphasen von diesen Vorräten zehren.

Eigenschaften von sukkulenten Pflanzen sind meist dicke, fleischige Blätter und Stämme (Caudex). Das Paradebeispiel der sukkulenten Pflanzen sind natürlich Kakteen. Jedoch gibt es auch sukkulente Orchideen (bsplw. Phalaenopsis) und andere sukkulente Gewächse, die aufgrund ihrer doch recht altbackenen Verwendung als Zimmerpflanze den Begriff „sukkulent“ ein wenig entmystifizieren (z.B. Begonie, Fetthenne).

Bonsai – Jedes Kind kennt die kleinwüchsigen Bäume aus dem fernen Osten. In einigen Köpfen existiert allerdings die Ansicht, bei Bonsai handele es sich um eine Pflanzengattung, oder zumindest um Pflanzen, die speziell für die Bonsaiverwendung gezüchtet werden. Letzteres trifft jedoch nur teilwesie zu. Der Begriff Bonsai steht lediglich für die Gestaltungsform dieser Pflanzen. Nahezu jedes junge Gehölz lässt sich mit entsprechendem Können und Geschick zu einem kleinwüchsigen Bonsai verwandeln.

In dem Sinne ist auch die Bezeichnung Bonsaisamen absolut irreführend, die man oftmals in Internetshops findet. Hierbei handelt es sich lediglich um Samen verschiedener Gehölze. Ohne Rückschnitt und Formgebung würde auch aus Bonsaisamen ein normalgroßer Baum wachsen.

züchten – Oftmals liest und hört man von Leuten, die Pflanzen züchten, obwohl hier eigentlich von kultivieren die Rede wäre. Der kleine, aber feine Unterschied zwischen züchten und kultivieren liegt darin, dass ein Pflanzenzüchter, der Pflanzen züchtet, dies macht, um genetische Eigenschaften hervorzuheben und so neue Sorten und Hybriden erschafft. Dies geschicht durch aufwändige Bestäubung, ernten der daraus enstandenen Samen und Aussaat dieser.

Sät man jedoch nur Samen aus, ohne maßgeblich an deren Entstehung beteiligt gewesen zu sein (dies ist bei gekauften Samen der Fall, oder bei Samen aus Früchten), ist man lediglich ein Kultivateur und kultiviert Pflanzen. Mit der Kultivierung ist die Anzucht und Pflege im Allgemeinen gemeint.

Gattung, Art, Sorte – die botanische Nomenklatur führt unter Laien oftmals zu Verständnisschwierigkeiten. Vielfach werden diese Begriffe gern bunt gemischt. Und zu allem Überfluss existieren zusätzlich noch Einteilungen in Familien, Klasse, Ordnung, die aber im allgemeinen Gebrauch eher selten von Bedeutung sind.

Die Begriffe Gattung, Art und Sorte lassen sich am einfachsten Anhand des Beispiels Passiflora caerulea ‚Constance Elliot‘, einer weißblühenden Passionsblume erklären: Die Gattung (Passiflora) kann mehrere Arten umfassen. In diesem Falle ist dies die Art caerulea. Gleiches Spiel bei der Art, welche verschiedene Sorten umfassen kann, in dem Falle die Sorte „Constance Elliot„.

Euch fallen weitere Beispiele ein? Ab in die Kommentare damit!

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(Bildquellen: Yucca – http://pixabay.com/de/pflanze-yucca-topfpflanze-drinnen-315489/ CC0, Spargel – http://pixabay.com/de/spargel-asparagus-wei%C3%9Fer-spargel-74332/ CC0, Erbse – http://pixabay.com/de/erbsen-gefroren-gem%C3%BCse-gr%C3%BCn-roh-166969/ CC0, Erdnuss – http://pixabay.com/de/erdn%C3%BCsse-n%C3%BCsse-lebensmittel-erdnuss-316608/ CC0, Osterkaktus/Hatiora – http://pixabay.com/de/weihnachtskaktus-schlumbergera-103118/ CC0)

6 Antworten zu “Die Yuccapalme und andere Irrtümer aus der Pflanzenwelt

  1. Pingback: Yucca Palme als besondere Palme | Testblog der Zukunft und Gegenwart·

  2. Schön, wenn da mal jemand aufräumen möchte mit all den botanischen Mythen und Legenden. Schade nur, wenn sich bei dieser gut gemeinten Aufklärung erneut Fehler einschleichen.

    So ist die Frucht der Erdnuss im botanischen Sinne sehr wohl eine Nussfrucht (Schließfrucht mit verholztem Perikarp). Die Pflanze selbst ist zwar ein Mitglied der Familie der Hülsenfrüchtler, aber Hülsenfrüchte sind Öffnungsfrüchte, und das ist bei der Erdnuss eben nicht gegeben. Sie ist also ein Hülsenfrüchtler mit Nussfrucht.

    Nächster Fehler bei Erdbeeren. Du schreibst „Bei Sammelnussfrüchten sind kleine Nüsse von Fruchtfleisch umgeben.“ Das kann schon deswegen nicht sein, weil bei einer Nuss das gesamte Perikarp verholzt ist. Wie kann da die Nuss von Fruchtfleisch umgeben sein? Fruchtfleisch wird ja aus Perikarp (genauer gesagt Mesokarp) gebildet. Die Nüsse der Erdbeere liegen nicht in Fruchtfleisch gebettet sondern auf einem fleischig verdicktem Sprossachsengewebe. Die Frucht der Erdbeere ist das Nüsschen und nicht das, was wir essen.

    Auch dieser Satz unter Sukkulenten: „Dabei gibt es die Sukkulenten im botanischen Sinne gar nicht.“ ist für mich nicht nachvollziehbar. Natürlich ist Sukkulenz ein botanischer Begriff. Er umschreibt einen morphologischen Ökotypus, ähnlich wie Liane, Mangrove, Epiphyt usw.

    Ich hoffe ich konnte helfen.
    Gruß Ulf

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    • Vielen Dank für die Hinweise! Bei einem Thema, welches man in seiner Freizeit lediglich als Hobby behandelt, schleichen sich leider manchmal Fehler ein, die nicht der fachlichen korrekten Auslegung entsprechen. Da freut es mich um so mehr, fachlich fundiertes Feedback zu erfahren. Besonders die Sache bzgl. Erdnuss und Erdbeere war mir neu, verweise dahingehend natürlich auf die von Dir genannten Fakten.

      Bzgl. der Sukkulenten liegt wohl eine missverständliche Formulierung vor. Mit dem zitierten Satz war gemeint, dass es keine Familie der Sukkulenten gibt. Viele Fragen zielen halt darauf ab, dass der Fragende oft in der Annahme ist, „die Sukkulenten“ wären eine eigene Familie, wie beispielsweise Nachtschattengewächse. (Die Nachtschattengewächse nenne ich nun in dem Kontext, weil mir eben diese Frage mit diesem Beispiel schonmal gestellt wurde.)

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  3. Okay, die meisten Sachen wusst ich -Aber das mit dem Bambus ist mir total neu. Und das macht mich voll fertig xD Aber danke für die Aufklärung. Daran werde ich wohl ab sofort immer denken, wenn ich die irgendwo sehe :D

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