was ist nur mit Adenium obesum los?

So sehr ich mich mit Adenium obesum in den letzten Monaten anfreundete, so sehr zerbricht diese Art mir momentan den Kopf. Die älteren Pflanzen wurden nach der Überwinterung gegen Ende April durch erhöhte Lichtkonzentration und steigende Wassergaben in die Vegetationsphase übergeleitet. Die ersten neuen Blättchen ließen auch nicht lang auf sich warten. Kurz zuvor keimte auch die aktuelle Adeniumaussaat. die Pflanzen schossen in den ersten Monaten wirklich prächtig und verzweigten sich bereits im Sämlingsstadium.

Doch nach dem guten Start in die Saison, begannen alle Adenien kollektiv zu schwächeln. Egal ob aktuelle Sämlinge, Pflanzen des letzten Jahres oder gar alte Exemplare von der Pflanzenbörse – Das Laub wurde gelb, trocknete aus und fiel schließlich ab. Augenscheinlich das Verhalten, das die Pflanzen kurz vor Beginn der Winterphase an den Tag legen.

Wenn Pflanzen bei mir schwächeln, betrifft dies in der Regel nur einige Exemplare. Dass nun durchweg eine komplette Gattung schwächelt, lässt sich ansich nur auf einen massiven Pflegefehler zurückführen.

Liegt es am Substrat? Ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Jede Charge steht in einer völlig anderen Substratmischung. Die alte Pflanze vom Züchter steht in fertigem Caudexpflanzensubstrat vom Fachhändler. Ebenso die erste Aussaat des letzten Jahres. Die zweite Aussaat des letzten Jahres steht in reinem Vulkatecsubstrat, also rein mineralisch. Die aktuellen Sämlinge stehen überwiegend noch in organischer Anzuchterde mit Zuschlag von Perlite und einer Blähtonabdeckung. Ein Teil der aktuellen Sämlinge hingegen steht seit Anbeginn in Caudexsubstrat.

Liegt es am Standort? Auch hier stehe ich auf dem Schlauch. Die Pflanzen hingegen stehen an einer überwiegend vollsonnigen Süd/West-Fensterseite im ersten und zweiten Stockwerk. Die Gewöhnung ans volle Sonnenlicht begann nach der Winterpause sehr gemächlich. Die Temperaturen hinterm Glas dürften an Sommertagen bei rund 30°C liegen. Lufttemperatur im Raum bei 22° C im 1. OG. und bis zu 30°C im 2. OG (An weniger sommerlichen Tagen sind die Raumteperaturen dennoch bei 19-22° C.). Da Adenium obesum Wüstengewächse sind, dürften sie mit diesen relativ hohen Werten gut zurechtkommen. Zwar ist mir letztes Jahr ein Sämling im Gewächshaus verschmort, aber vergaß ich dort das Lüften. Die Fenster im Haus sind meist geöffnet, so dass auch ein Luftstrom fließt.

Liegt es am Gießen? Ein Gießfehler erscheint mir am plausibelsten, auch wenn ich mit meinem Gießrhythmus bislang immer gute Erfahrungen machte. Die Pflanzen wurden über Winter lediglich gegossen, wenn die Caudexe bereits stark verschrumpelt waren. Besonders bei den jüngeren Exemplaren, trat dies bereits nach 4 Wochen ein. Jetzt während der Vegetationsphase gieße ich alle zwei Wochen. Dabei wird abwechselnd getaucht und von oben gegossen. Dabei nicht zu sparsam. Mögliche Wurzelschäden kann ich ausschließen. Stichproben zeigten, dass die Wurzeln bei den Jung- wie auch Altpflanzen völlig in Ordnung waren.

Fasse ich nochmal zusammen: alle Adenien verschiedenen Alters leiden akut unter Blattausfall und Wachstumsstagnation. Zuvor wurden die Blätter gelb, später trocken. Es sieht ganz so aus, als gingen die Pflanzen in eine Ruhephase über. Aber wieso?

Diese Frage gilt es nun zu klären.

Nachtrag (12.06.2014):

Ich habe diese Thematik heute in der Sukkulenten-/Kakteengruppe des Vertrauens auf Facebook geposted. Bislang kamen zwar nur wenige Reaktionen, aber eine Antwort wirkt schon recht plausibel. Der einzige gemeinsame Nenner zwischen allen Adenien ist nunmal das Wasser. Hier gab es den Lösungsansatz, dass die Pflanzen entweder überdüngt (fällt weg, da erst gedüngt, als Symptome schon bestanden) oder durch chloriertes Wasser übersalzen sein könnten.

Insbesondere letzteres klingt schon nach einem Nagel mit Kopf. Das hiesige Wasser hat zwar den Ruf, eines der weichsten und saubersten Wässer des Landes zu sein, doch klingt es durchaus plausibel, dass eine marginal höhere Chlorkonzentration, den empfindlichen Pflanzen Schaden zufügen könnte. Abhilfe wäre, auf Regenwasser umzusteigen oder nur abgestandenes Gießwasser zu nutzen. Ich werde es definitiv mit Regenwasser probieren, bin aber auch anderen möglichen Erklärungen weiterhin geöffnet.

Nachtrag 2 (22.06.2014):

Es gibt neue Lösungsansätze und Lösungen(!). Die im ersten Nachtrag bereits erwähnte Sukkulentengruppe half mir erneut weiter. Die Sache mit dem chlorierten Wasser verfolge ich nicht mehr weiter. Ich bin mir sicher, dass in meiner Gegend wirklich reines Trinkwasser mit hoher Güte vorhanden ist. Der Chlorgehalt ist ebenso äußerst gering.

Die Neuen Lösungsansätze gehen in Richtung Nährstoffmangel UND Gießverhalten. Zuallererst die Nährstoffe: Adenium obesum benötigt ausgewogenen Dünger mit gleichen Anteilen N, P und K. Herrscht hier ein Ungleichgewicht bei lediglich einem Element, kann die Pflanze auch die anderen Elemente nicht mehr richtig aufnehmen. Es herrscht Nährstoffmangel, der durch diverse Symptome zu erkennen ist. Hier kann die Lösung liegen. Ich düngte bislang mit Kakteendünger, der keine ausgewogenen Nährstofverhältnisse bot. Die Symptome sind oben beschrieben. Zumindest bei den älteren Pflanzen kann dies eine plausible Erklärung sein.

Lösungsansatz 2: Das Gießen. Adenium obesum sind zwar sukkulente Pflanzen, doch benötigen diese verhältnismäßig VIEL Wasser während der Vegetationsphase (ähnlich Pachypodien). Das zweiwöchentliche Gießen, wie ich es vorher handhabte, wurde oftmals als mögliche Ursache dargestellt. Lösung: Ich gieße nun wöchentlich (und zwar immer noch mit Leitungswasser!). Und siehe da: schon nach dem zweiten Gießen im engeren Rhythmus trieben alle betroffenen Adenien neu aus. Ebenfalls sind keine weiteren Blätter abgefallen. Besonders die diesjährige Aussaat hat sich nahezu vollstängig regeneriert:

4 Antworten zu “was ist nur mit Adenium obesum los?

    • Wenn deine Pflanzen keine Mangelerscheinungen aufweisen, würde ich nichts ändern. Bei mir wars sehr akut, daher der komplett neue Rhythmus. Richtigen Dünger habe ich noch keinen, sollte aber einer mit ausgewogenen N/P/K Anteilen sein. 5/5/5 aber auch 17/17/17 wurde mir empfohlen.

      Like

  1. Hallo Benn
    Habe so ein ähnliches Problem. Aber bei meinen werden die Blätter an den Spitzen braun und dürr.
    Was die gelben Blätter betrifft… hatte ich auch mal….habe sie dann länger trocken stehen lassen und nicht zu stark gegossen.

    Like

    • Ich glaube, bei mir geht es in die gegenteilige Richtung. sparsame Wassergaben im zweiwöchigen Turnus sind wohl etwas zu wenig. Adenien und Pachypodien sind zwar Sukkulenten, aber dennoch kleine „Trinker“, die während der Vegetationsphase verhältnismäßig viel Wasser benötigen. Seit dem ich nun wöchentlich gieße, treiben die Pflanzen neu aus und wachsen wieder. Problem gelöst!

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..